Ein jüdischer Friedhof, den die Juden „den guten Ort“ nennen, heißt im Hebräischen „Beth Olam“ - „Haus der Ewigkeit“. Wer hier beerdigt ist, hat nach jüdischem Glauben eine ewige Ruhestätte. Das Grab darf nicht eingeebnet und der Leichnam nicht umgebettet werden. Nach jüdischer Religion ist der Tod Teil des Lebens. Die Seele ist unsterblich und lebt nach dem leiblichen Tode bei Gott weiter. Es besteht die Hoffnung auf Auferstehung. Deshalb ist eine Feuerbestattung nicht erlaubt.
Das häufigste Symbol auf den Grabsteinen ist der Davidstern. Die hebräischen Inschriften beginnen meist mit zwei Buchstaben: „Hier ruht“ („Peh Nun“) oder „Hier ist begraben“ („Po Nitman“). Am Ende stehen fast immer fünf Buchstaben: „Seine/Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des (ewigen) Lebens“ („Tiheje Nischmato Zarur Bizor ha Chajim“). Ausgehend von der Pflicht der Juden, nur Gutes über Tote zu sagen, wird in den Texten auf den Grabsteinen, den sog. „Eulogien“ (Lobreden), betont, wie gerecht und gottesfürchtig (z.B. in seinem Amt oder Beruf) und wie weise und wohltätig der Verstorbene als Mensch war. Frauen gedachte man meist als „tüchtige Hausfrau und Mutter“ und als „Zierde ihres Mannes“.
Üblich sind bei jüdischen Bestattungen schlichte Särge aus Kiefern- oder Fichtenholz, keine teuren Eichensärge – nach der Devise: Im Tode sind alle gleich.
Es ist eine Tradition, beim Besuch von Gräbern seiner Angehörigen statt Blumen (wie bei Christen) kleine Steine auf das Grabmal zu legen – aus Verbundenheit mit den Toten.
Jüdische Geschichte Legdens
Seit dem 17. Jahrhundert sind jüdische Personen in Legden dokumentiert. Sie konnten nur aufgrund von Geleit-(=Schutz-)Briefen ihres Landesherrn, des Fürstbischofs von Münster, im Dorf wohnen und (Vieh-)Handel treiben. Erst im Zuge der rechtlichen Gleichstellung (Judenemanzipation) zu Anfang des 19. Jahrhunderts siedelten sich auch in Legden jüdische Familien über mehrere Generationen an – als erste die Familie von Philipp Cosmann im Hahnenhook und deren Nachkommen, die Familien Ostberg, Küppers und später Seligmann. Das Wohn- und Geschäftshaus von Moritz Seligmann an der Hauptstraße 22 wurde beim Pogrom im November 1938 schwer beschädigt, steht aber noch heute (siehe Foto).
Die jüdische Familie Rosenbaum wohnte ab 1845 über mehrere Generationen an der Kirchstraße 18, wo zuvor das kinderlose jüdische Paar Philipp zu Hause war. Das Haus Rosenbaum – mitsamt dem angrenzenden kleinen Betraum – wurde beim Pogrom 1938 niedergebrannt und komplett zerstört. Die zum Schluss nur noch wenigen Mitglieder der Familien Seligmann und Rosenbaum wurden im Holocaust ermordet – darunter auch die Kinder der einzigen Überlebenden Grete Eichenwald, geb. Seligmann. Erst in den letzten Jahren gab es Kontakte zur Enkelin von Bertha Neuberg.
Heute gibt es kein jüdisches Leben mehr in Legden. Es erinnern nur noch der jüdische Friedhof und das Buch "Briefe an Rika" an die ehemaligen jüdischen Mitbürger*innen. Hier finden Sie einen Auszug aus dem Buch: